!! Vivier 70 !!

Eine Veranstaltungsfolge von Klang Köln e.V.

in Zusammenarbeit mit E-MEX e.V.

und den Kölner Vokalsolisten

in der Alten Feuerwache in Köln
19.-21. Oktober 2018

Claude Vivier, der wohl wichtigste kanadische Komponist und laut Ligeti „bedeutendster Komponist seiner Generation“, hätte 2018 seinen 70. Geburtstag gefeiert. Sein Schaffen ist eng mit der Musikstadt Köln verbunden. Er hat bei Stockhausen und Hans-Ulrich Humpert studiert und war mit Komponisten wie Klarenz Barlow oder Peter Eötvös eng befreundet. Seine bizarre Ermordung, die er in seinem letzten Werk vorausahnte, bleibt bis heute rätselhaft. Sein vielfaches Außenseitertum – als Waisenkind, als Heranwachsender, der aus dem Priesterseminar wegen „unreifen Betragens“ entlassen wurde, als Homosexueller und als Komponist innerhalb der Avantgarde-Szene – hat eine Musik von extremer Eigenständigkeit hervorgerufen.

Der runde Geburtstag bietet einen willkommenen Anlass, seine in höchstem Maße autobiographische, melodiensüchtige, klangsinnliche und gleichzeitig kalkulierte wie emotional direkte Kunst in vier Konzerten vielfach zu beleuchten.

Der Veranstaltungsort Alte Feuerwache wurde bewusst gewählt, er liegt nur wenige Meter von seiner damaligen Wohnung entfernt.

Der Bogen des Festivals reicht von Todesmusiken Bachs und Richard Wagners über Werke seines Lehrers Stockhausen und seiner Weggefährten Barlow und Grisey bis zu drei Uraufführungen Kölner Komponisten, die von jeweils unterschiedlichen Aspekten aus Viviers Oeuvre fasziniert sind. Das Festival kontextualisiert Viviers Werk so auf dichte und gerade durch die Einbeziehung klassischer Stücke neuartige Art und Weise. Das Programm wird ergänzt durch Gespräche mit Viviers Weggefährten Klarenz Barlow, Lesungen und einer Filmvorführung des einzigen Films vom bekennenden „Kinomanen“ Vivier.

Mit dem E-MEX-Ensemble, den Kölner Vokalsolisten und Klang Köln e.V. sind Interpreten und Veranstalter am Werk, die sich seit langem mit Viviers Werk beschäftigen und denen das Projekt Herzensanliegen ist.


Freitag, 19.10.2018, 20 Uhr

Konzert I:             Asien

Eine musikalische Reise in Viviers persönliches, eher imaginiertes als reales Asien. Alle Stücke sind entstanden im Anschluss und unter dem Eindruck seines längeren Asien-Aufenthaltes. Darunter Pulau Dewata, das tatsächliche indonesische Melodien zitiert, und das manische Klavierstück Shiraz, von zwei blinden persischen Sängern inspiriert und dabei eine der größten pianistischen Herausforderungen der gesamten Klavierliteratur. Ergänzt wird das Programm durch eine Bach/Asien-Neuabmischung aus Christoph Maria Wagners remiX-Werkreihe.

E-MEX-Ensemble © Georg Schreiber

Claude Vivier:

Paramirabo (1978)  für Flöte, Violine, Cello, Klavier

Claude Vivier:

Shiraz (1977)  für Klavier solo

Christoph Maria Wagner:

remiX XIV (Bach/Asia) (2018) UA

für Flöte, Violine, Cello, Klavier

Claude Vivier:

Pulau Dewata (1977)

E-MEX-Ensemble:

Martin von der Heydt, Klavier        Evelin Degen, Flöte        Kalina Kolarova, Violine       Burkart Zeller, Cello


Samstag, 20.10.2018, 18 Uhr

Konzert II:        Mikrotonal

Viviers Wiederentdeckung der letzten Jahre beruht nicht zuletzt auf seinen Erkundungen der Mikrotonalität seit 1980. Seine im Prinzip konsonante Auffassung von Mikrotonalität ist klanglich von hoher Attraktion. Das Programm enthält das ausschließlich in seiner eigenen Fantasiesprache konzipierte Liebeslied Bouchara, das gleißende, äußerst intensive Sextett Samarkand, das Schlüsselwerk Talea seines Komponistenfreundes Grisey und ein neues Werk des Kölner Komponisten Stefan Thomas, der sich seit vielen Jahren mit mikrotonalen Stimmungssystemen beschäftigt.

Claude Vivier:

Bouchara (Chanson d’amour) (1981)

für Sopran, Bläserquintett, Schlagzeug, Streichquintett und Tonband

Claude Vivier:

Samarkand (1981)

Gerard Grisey:

Talea (1986)

Stefan Thomas:

Contrairement (2018) UA

Marlene Mild, Sopran

E-MEX-Ensemble:

Evelin Degen, Flöte     Anja Schmiel, Oboe     Joachim Striepens, Klarinette     Wang Peng-Hui, Fagott     György Zsovar, Horn     Kalina Kolarova und Maximilian Haft, Violine     Konrad von Coelln, Viola     Burkart Zeller, Cello     Eberhard Maldfeld, Kontrabass     Michael Pattmann, Schlagzeug     Martin von der Heydt, Klavier     Carter Williams, Klangregie

Leitung: Christoph Maria Wagner


In der Pause zwischen den Konzerten reichen wir Getränke und Fingerfood.


Samstag, 20.10.2018, 21 Uhr

Konzert III:      Zeitgenossen
Musik und Gespräche mit Viviers Weggefährten Klarenz Barlow

Neben Werken Viviers, die im Anschluss an sein Studium bei Karlheinz Stockhausen in Köln entstanden sind, erklingen Teile aus dessen Tierkreiszyklus – der ganz sicher Viviers melodisch-formale Konzepte beeinflusst hat – sowie einige exzentrische Werke vom mittlerweile in Santa Barbara (Kalifornien) lehrenden Klarenz Barlow, dessen Ludus ragalis beispielsweise indische Ragas und barocke europäische Polyphonie kombiniert.

Stockhausens Studenten mit Vivier in der Wohnung Barlows 1973

Karlheinz Stockhausen:

Melodien aus Tierkreis in wechselnden Instrumentationen

(auch in der Urfassung für Spieluhr)

Klarenz Barlow:

Ludus ragalis (Auszüge)

„…until…“ (Version 7) für Gitarre

Claude Vivier:

Nangialai Nashir, Gitarre

Pour guitare (1975)

Hymnen der Nacht (1975) für Sopran und Klavier

Pièce pour flute et piano (1975)

Klarenz Barlow im Gespräch mit Christoph Maria Wagner

Klang Köln:

Anna Herbst, Sopran          Nangialai Nashir, Gitarre          Filine Precht, Flöte          Claudia Schott, Klavier          Slawomir Olszamowski, Klavier


Sonntag, 21.10.18, 20 Uhr

Konzert IV:      Komm, oh Tod

Ein Konzert mit Lesungen aus Bob Gilmores Vivier-Biographie und aus Briefen Viviers an Therese Desjardins, das das kurze, aber höchst intensive Leben Viviers, seine Lebens-, Liebes- wie Todessehnsucht in mehreren Stationen beleuchtet und vorstellt. Viviers Musik wird in Zusammenhang gestellt mit herausragenden Todes- und Abschiedsmusiken der europäischen Musik, die auch für ihn persönlich von herausragender Bedeutung waren. Hinzu tritt eine Uraufführung des Kölners Ralf Soiron, in der diese seine schon längere Auseinandersetzung mit dem Schaffen Hermann Brochs fortführt.

E-MEX-Ensemble und Kölner Vokalsolisten © Georg Schreiber

Claude Vivier:

Cinq chansons pour Percussion (1980)

1. Chanson du matin

Jesus, erbarme Dich (1973) für vierstimmigen Chor

Cinq chansons pour Percussion

2. Chanson à midi

Ralf Soiron:

Drei Gesänge nach Gedichten von Hermann Broch

für gemischten Chor und zwei Schlagzeuger (2017/18) (UA)

1. Das Überlieferte…

2. Diejenigen, die im kalten Schweiss…

3. Wohin gehen wir…

Claude Vivier:

Cinq chansons pour Percussion

3. Chanson au soleil

Richard Wagner/Franz Liszt:

Isoldes Liebestod (1859) für Klavier

Claude Vivier:

Cinq chansons pour Percussion

4. Chanson à la mort

Claude Vivier:

Glaubst Du an die Unsterblichkeit der Seele (1982/83)

für 12 Stimmen, 2 Schlagzeuger, 3 Synthesizer

J.S.Bach:

Komm, oh Tod, du Schlafes Bruder (1726)

Claude Vivier:

Cinq chansons pour Percussion

5. Chanson d’adieu

Frank Meyer, Sprecher

Carter Williams, Klangregie

Kölner Vokalsolisten

Martin von der Heydt, Klavier und Synthesizer

Joachim Striepens und Burkart Zeller, Synthesizer

Max Riefer, Michael Pattmann und Ralf Kurley, Schlagzeug

Christoph Maria Wagner, Leitung


Claude Vivier © Fondation Claude Vivier.

Jeweils 30 Minuten vor Konzertbeginn, Dauer ca. 18 Minuten

Filmvorführung         L’homme de Pekin (1981/82)

Ein Film von Daniel Dion und Philippe Poloni

Szenario und Hauptdarsteller: Claude Vivier

Ein sehr persönliches Statement des Filmfanatikers Vivier, in dem er selbst auftritt und in gleichermaßen stilisierter wie provokativ offener Form autobiographische Situationen darstellt.

Altersfreigabe: ab 18 Jahre



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vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

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