AUGE UND OHR
Neue Musik mit Elektronik in 3 Sets
Alte Feuerwache Köln, Melchiorstraße 3, 50670 Köln
13. Januar 2016, 20 Uhr
20 Uhr Set I – Looping
Johannes Fritsch (1941-2010)
Duolectra (1971) für 2 Viole d’amore und Live-Elektronik
Christoph Maria Wagner (*1966)
Remix V (Scriabin) für Klavier, Loop-Zuspielungen und Live-Elektronik (2014/15) (UA)
20.45 Uhr Set II – Mikrotonalität
Sascha Janko Dragicevic (*1969)
Autogamie für Fagott und Elektronik (akusmatische Version)
Stefan Thomas (*1968)
Xenophonie 6 (2012) für Synthesizer (Klavier) und Schlagzeug
Slawomir Olszamowski (*1953)
Arbor (2014/15) für Elektronik und Video (UA) (Video: Slawomir Olszamowski)
Carter Williams (*1976)
Rosenkranz-Sonate IV für 2 Viole d’amore, Live-Elektronik und Live-Video (Video: Carter Williams)(2013)
Ausführende:
Duo zwei_neun: Annegret Mayer-Lindenberg, Carter Williams; Viola d’amore
Stefan Thomas, Klavier und Synthesizer; Guido Pieper, Schlagzeug; C.M.Wagner, Klavier
Carter Williams, Elektronik
Gefördert vom Deutschen Musikrat und von ON – Neue Musik Köln
Eintritt 10/8 Euro
Zwischen den Sets wird Suppe gereicht!
Zu den Werken
Tendenzen der Musik mit Elektronik, komponiert von in Deutschland lebenden Komponisten und angeordnet in 3 Sets mit je anderem thematischem Schwerpunkt:
Johannes Fritschs Live-Elektronik-Klassiker Violectra wird dargeboten vom Duo zwei_neun. Carter Williams hat das Werk über einen langen Zeitraum mit dem Komponisten selbst erarbeitet.
C.M.Wagner setzt seine Folge von Remix-Stücken, die Heiligtümer der Klaviermusik neu abmischt, mit Alexander Scriabin fort. Scriabins Pathos, Leidenschaft, Ekstase und mystische Entrückung werden durch live-looping und Klavierpräparation abgekühlt und ausgebremst zu einer hochkomplexen, aber pulsierend sinnlichen “Scriabin-chill-out-Musik”.
Stefan Thomas verwendet in seiner Komposition Xenophonie 6 inharmonische Klänge, also Klänge, deren Obertöne nicht auf ganzzahligen Vielfachen eines Grundtons beruhen. Diese Klänge sind teils mit dem Computer generiert, zum Teil sind es Schlagzeug-Klänge, die eben diese Eigenschaften besitzen. Mit diesen synthetisch erzeugten Klängen erzeugt er eine völlig neuartige Harmonik: herkömmlich konsonante Intervalle wie die Oktave klingen plötzlich keineswegs mehr entspannt, während andere, unter herkömmlichen Bedingungen extrem dissonante Intervalle vom Ohr als durchaus konsonant empfunden werden. Demensprechend werden in dem Stück mehre Stimmungssysteme verwendet, die zum Teil auf die Oktave verzichten.
Slawomir Olszamowski nutzt die Möglichkeiten des Computers für eine neuartige, gleichermaßen archaische wie absurd komplexe Polyphonie, die natürliche Wachstums- und Verzweigungsvorgänge als Grundlage für eine akustische wie visuelle Großform nutzt
Sascha Dragicevic generiert in Autogamie aus einer strengen, abstrakten Struktur ein hochenergetisches und virtuoses Wechselspiel zwischen cholerischen und phlegmatischen Episoden.
Carter Williams präsentiert eine Hommage an Heinrich Ignaz Franz Biber und dessen Rosenkranzsonaten von 1670. Diese Sonaten sind Meditationen über die 15 Rosenkranz-mysterien. Seit 2002 gibt es fünf zusätzliche Rosenkranzgeheimnisse, die „lichtreichen Geheimnisse“. In seiner Komposition bietet Carter Williams eine moderne Interpretation dieser oft ekstatischen und wundertätigen Mysterien. Statt des barocken Generalbasses kommen phantasmagorische elektronische Klänge zum Einsatz. Als zusätzliches Element spiegelt das Live-Video die reiche Farbensymbolik der biblischen Texte.